Ist das die Pulheimer Luft? 

Pulheim scheint ein wahres Nest für Spitzensportler zu sein. Handballer Julian Köster spielte für den TuS SW Brauweiler und gewann bei den Olympischen Spielen 2024 die Silbermedaille. Fußballer Florian Wirtz begann seine Karriere bei Grün-Weiß Brauweiler. Und auch seine Schwester startete dort ihre Karriere. Kann das mit der Pulheimer Luft zu tun haben? An den Sportstätten kann es nicht liegen, hört man von Eltern.

Die haben nämlich in den gleichen Umkleidekabinen und Sanitäranlagen trainiert, wie jetzt ihre Kinder. Das kann man Tradition nennen oder einfach Versäumnisse der Stadt. Es liegt sicherlich nicht am Engagement und an der Kompetenz der vielen Ehrenamtler, die diese Sportvereine mit Leben füllen und unseren Kindern den Weg in den Sport ebnen. Die Stadt spricht selbst von 15.000 aktiven Sportler in den 39 Sportvereinen. Das sind demnach 30 Prozent der Bevölkerung. 

2023 gab es sogar eine Umfrage zur Zufriedenheit mit den freizugänglichen Sportmöglichkeiten im Stadtgebiet. „Egal ob Reiten, Turnen, Golf, Fußball, Segeln oder eine der zahlreichen weiteren Sportangebote: Sport hat einen hohen Stellenwert in Pulheim, denn Sport bildet und trägt auch zur Persönlichkeitsentwicklung bei“, so die Stadt. Klingt klasse. Die Stadt investiert auch ordentlich. In neue Kunstrasenplätze beispielsweise. 2022 in Sinnersdorf. 2024 sogar 3,6 Mio. € in Stommeln für den Kunstrasenplatz.  

Aber schaut man sich die Sportstätten an, spricht mit Vertretern einiger Vereine, dann ist die Enttäuschung groß: Bereits vor drei Jahren wandten sich zwei Vereine an die Stadt. Der Vorstand der Brauweiler Sportvereine schrieb an die Stadt und bat um Unterstützung bei der Schaffung von zusätzlichen Räumlichkeiten im Rahmen der Sanierung des Umkleidegebäudes. Auch eine Bedarfsanalyse wurde bei der Stadt eingereicht. Es geht um einen dringend benötigten Neubau für beide Vereine. Geschehen sei wenig, sagen sie uns. 

Auch aus städtischen Turnhallen hört man ein lautes „Pfui“, wenn es um Sanitäranlagen geht. Schon mal etwas von den Raging Abbots Brauweiler gehört? Sie sind ein Softballverein, bekannt für ihre erste Damenmannschaft, die jeweils zwei Mal die Deutsche Meisterschaft und den Deutschen Pokal gewinnen konnte. Ihre Umkleidemöglichkeiten wirken sehr verbesserungswürdig. 

Auch der SC Germania 1932 Geyen e.V. mit vielen enthusiastischen Sportlern muss in Verhältnissen trainieren, die nach Aussagen Betroffener unzumutbar seien. In den vergangenen sechs Jahren wurde die Anzahl der Jugendmannschaften von zwei auf fünfzehn erhöht. Da ist also Bedarf. Die Stadt will nun den Bau eines Vereinsheims für Germania Geyen prüfen. Für den kommenden Haushalt sollen Gelder eingestellt werden. 

Zudem berichten auch andere, kleinere Vereine von teils jahrelangen Anträgen und Gesprächen ohne konkrete Ergebnisse. Die Vereinsarbeit leide unter fehlender Planungssicherheit, was insbesondere Nachwuchsgewinnung und langfristige Projekte erschwere. 

Unser Fazit: Es braucht gute Sportstättenleitplanung. Die Stadt Pulheim hatte für den Zeitraum 2008-2020 einen solchen Auftrag an die Kölner Sporthochschule vergeben. Hierein sollten auch der Ergebnisse der Bürgerbefragung einfließen und aufgearbeitet werden. Doch eine aktuelle Fortschreibung und die Umsetzung fehlt immer noch. Die Grünen halten eine belastbare Sportstättenleitplanung und Prioritätenliste für dringend geboten. Dann weiß jeder Verein, wann endlich etwas passiert. Der Herbst kommt, damit die Kommunalwahl und da will ja wohl niemand im Regen stehen gelassen werden. Auch die Sportler nicht.