Renate Thiel hört als Fraktionsmitarbeiterin auf, Thomas Roth wird dem nächsten Rat nicht mehr angehören. Hier unterhalten sich die beiden über ihre Vergangenheit und ihre Zukunft.
Renate: Thomas, du warst fast 20 Jahre Fraktionsvorsitzender der Grünen in Pulheim. Wenn du zurückblickst – was bleibt dir besonders in Erinnerung?
Thomas: Das ist gar nicht so leicht auf den Punkt zu bringen. Aber unsere Koalition mit der CDU von 2014 bis 2020 war sicher prägend. In der Zeit haben wir das Integrierte Klimaschutzkonzept verabschiedet und das Mobilitätskonzept entwickelt – auch wenn Letzteres leider nicht mehr gemeinsam beschlossen werden konnte.
Und du, Renate? Was hat dich eigentlich damals zu den Pulheimer Grünen geführt?
Renate: Nach meiner Elternzeit 1997 suchte ich eine neue Herausforderung. In Bonn war ich politisch schon aktiv – wenn auch nicht für die Grünen. Dann stolperte ich über eine Stellenanzeige der Grünen Ratsfraktion in Pulheim. Und obwohl ich im Vorstellungsgespräch keine Ahnung von der Baumschutzsatzung hatte (was mir prompt eine peinliche Frage einbrachte), bekam ich die Stelle! Das hat mich geprägt – und 2000 bin ich dann selbst Mitglied geworden.
Thomas: Das ist eine schöne Anekdote. Ich habe mich 2004 entschieden, mich politisch zu engagieren. Ehrenamt war mir immer wichtig. Und als ich damals mein Wahlverhalten reflektierte, war klar: Es sind die Grünen. Besonders wegen ihrer Position im Balkankonflikt – da wurden sie für mich zur realistischen Friedenspartei.
Renate: Du hast dich ja stark für Verkehrspolitik eingesetzt. Was planst du in dem Bereich jetzt – nach deiner Zeit als Fraktionsvorsitzender?
Thomas: Vielleicht mache ich als sachkundiger Bürger im Verkehrsausschuss weiter. Oder ich finde ein Engagement in einer nicht-parteilichen Organisation. Aber ehrlich gesagt: Ich brauche erstmal Abstand nach den intensiven Jahren. Und was planst Du?
Renate: Verstehe ich gut. Ich war ja lange Teil der Verwaltung – jetzt will ich als Ratsmitglied wirklich mitgestalten, nicht nur begleiten. Und in zehn Jahren? Da bin ich 80, vielleicht nicht mehr vorn dabei, aber sicher weiter engagiert – vielleicht im Seniorenbeirat.
Thomas: Ich glaube, ganz aus der Politik kommt man eh nie raus. Und ich freue mich auch auf mehr Musik mit „Big K.“ und mehr Reisen – wobei ich ja noch als Anwalt arbeite, also nix mit Weltreise demnächst.
Renate: Ich wünsche mir für Pulheim 2030 eine grüne Bürgermeisterin, mehr bezahlbaren Wohnraum – das ist hier wirklich katastrophal – und eine autofreie Innenstadt. Was würdest du deinem Nachfolger als Fraktionsvorsitzender mitgeben?
Thomas: Ich nenne es die „Dicke-Fell-Theorie“: Du brauchst ein dickes Fell für Überraschungen und Enttäuschungen. Und: Sei offen und höre zu. Als Sprecher bist du oft Moderator – das muss man wollen und können.
Renate: Dem kann ich mich nur anschließen. Zuhören und dranbleiben – das ist grüne Politik.