Einzelhandel in der Krise – was nun, Herr Bürgermeister? November 22, 2012 Pulheim, 22. November 2012. In einem offenen Brief an Bürgermeister Keppeler haben sich die Pulheimer Grünen besorgt über die Entwicklung des Einzelhandels im Zentralort Pulheim geäußert. Die Schließung namhafter Unternehmen wie des Kaufhauses Kaufring, des Modehauses Wallpott sowie des Netto-Discounters hätten die Attraktivität der Innenstadt maßgeblich gemindert und die wohnortnahe Versorgung weiter verschlechtert. Die Grünen erinnerten Bürgermeister Keppeler an sein Wahlversprechen von 2009, den Menschen vor Ort ein umfangreiches und attraktives Einkaufsangebot zu präsentieren und bestehende Defizite mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu beheben. Nach ihrer Ansicht hat es in der Vergangenheit an ausreichenden Bemühungen für eine Verbesserung der Situation gefehlt. Den Offenen Brief im Wortlaut finden Sie hier: Sehr geehrter Herr Keppeler, die Entwicklung des Einzelhandels im Zentralort Pulheim, insbesondere die jüngsten Schließungen des Kaufhauses Kaufring, des Kaufhauses Wallpott sowie des Netto-Marken-Discounts erfüllen uns mit größter Sorge. Weitere Schließungen könnten bevorstehen. Der Einzelhandel ist eine der zentralen Säulen städtischer Wirtschaft. Er prägt in besonderem Maß das öffentliche Leben und das Erscheinungsbild einer Stadt. Lebendigkeit, Vielfalt und Anziehungskraft der Innenstadt werden durch den Einzelhandel maßgeblich beeinflusst. Die Defizite des Einzelhandelsangebotes und der Aufenthaltsqualität im Pulheimer Stadtzentrum sind seit langem bekannt. Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung sollte es sein, den Anteil der Verkaufsflächen in der Ortsmitte weiterzuentwickeln und sortimentsseitig zu vervollkommnen und gleichzeitig die Einkaufslagen durch Maßnahmen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität und durch entsprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes städtebaulich aufzuwerten. Hier hat es jedoch unseres Erachtens in der Vergangenheit an ausreichenden Bemühungen seitens der Stadt gefehlt. Statt der Ortsmitte eine eigene Identität zu vermitteln, die Innenentwicklung zu fördern, eine wohnortnahe Versorgung zu sichern, einen attraktiven sozialen Mittelpunkt zu schaffen und den Außenbereich vor einer weiteren Zersiedlung zu schonen, war man überwiegend damit beschäftigt, die Nachfrage nach Wohnraum durch Schaffung immer neuer Wohngebiete zu erfüllen. Das Fehlen eines nachhaltigen Einzelhandelskonzepts schlägt sich u. a. in aktuellen Angaben zur Einzelhandelszentralität nieder: Pulheim bildet mit einer Kaufkraftbindung von 61 Prozent das Schlusslicht im Vergleich mit Mittelzentren ähnlicher Größenordnung. Vor Ihrer Wahl im Jahre 2009 haben Sie, Herr Bürgermeister, Ihre Pläne für eine aktive und erfolgreiche Wirtschaftsförderung erläutert. Dabei haben Sie aufgezeigt, in welchen Bereichen Pulheim auf dem Gebiet des Einzelhandels Ihres Erachtens Nachholbedarf aufweise und haben wörtlich ausgeführt: „Es ist wichtig, dass die Menschen in unserer Stadt vor Ort ein umfangreiches und attraktives Angebot vorfinden. Dieses mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verbessern, ist mein Ziel“. Wir bitten Sie deshalb um Beantwortung folgender Fragen: Was haben Sie bisher zur Umsetzung Ihrer vorgenannten Ziele unternommen? Haben Sie regelmäßig Gespräche mit den Einzelhandelsorganisationen in den Pulheimer Ortsteilen geführt? Welche Verbesserungen für die Attraktivität und Aufenthaltsqualität im Zentrum sind auf Ihre Anregung hin erfolgt? Haben Sie versucht, durch ein ganzheitliches Standortmarketing dem Kaufkraftabfluss entgegenzuwirken und die Kaufkraft verstärkt an den Ort zu binden? Welche Bemühungen haben Sie unternommen, um die Angebotsvielfalt durch Ansiedlung neuer Läden im Zentrum zu steigern? Warum haben Sie die Umsetzung von Handlungsempfehlungen der Rahmenplanung “Vision Pulheim 2010” (Danneberg, Degen, Fritschi u. a.) zur Aufwertung des Zentrums, beispielsweise Ausdehnung und Vernetzung von Fußgängerzonen und verkehrsberuhigten Bereichen, nicht konsequent weiter verfolgt? Haben Sie Bürgerinnen und Bürger der Stadt durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit auf die Bedeutung einer verstärkten Nutzung des örtlichen Einzelhandels für dessen Erhalt hingewiesen? Welche negativen Auswirkungen auf den innerstädtischen Einzelhandel befürchten Sie durch Ausweitung des Einzelhandelssortiments bei der Schaffung neuer Einzelhandelsflächen an dezentralen, nicht integrierten Standorten (zum Beispiel Möbelhaus Schwefelberg)? Mit freundlichen Grüßen gez. Thomas Roth
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